Donnerstag, der 26. November 2020
Tagebuch – Gedanken
Die Missverständnisse und zwischenmenschlichen Fallstricke wiegen zuweilen recht schwer und noch bedauernswerter ist es, wenn es die eigene Familie betrifft.
Zur „Sache“:
Mein Sohn, Jimmy, lebt bei den Eltern im Haus, etwa einen halben
Kilometer von mir. Er ist seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Diabetiker und da
er sich nicht wirklich darum bemüht, kommt es eben vor, dass er gelegentlich
auch unterzuckert. Manchmal so schwer, dass er einen Zustand erreicht, wo er nicht mehr weiß, was er tut. Unberechenbar
wird, oder einfach nur, wie tot, am Boden liegt.
Kurz und knapp, es kam wieder einmal vor…….mein Vater hörte dumpfe
Schläge und ging nach unten, um nachzusehen. Er fand seinen Enkel liegend vorm
Bett und er rührte sich nicht mehr. Er ging halt hin, um ihn zumindest aufs
Bett zu ziehen und in diesem Augenblick fühlte er sich wohl in seinem
Unterzuckerungszustand, wo er nicht weiß was er tut, bedroht. Er schob seinen
Großvater durch das Zimmer und raus in den Flur, wo er hinfiel. Mit dem Kopf
war er gegen die Wand geschlagen, hatte sich jedoch mit dem Arm/Ellenbogen abgestützt.
Ich meine, mein Vater ist 84 Jahre alt. Da steckt man Stürzte u.a. Verletzungen
nicht mehr so einfach weg.
Ich hatte meinen Vater gleich am Morgen angerufen, um ihm zu sagen,
dass wir nun doch am Nachmittag nicht vorbeikommen können, weil noch ein zusätzlicher
Arztbesuch anstand. - wir hätten es nicht geschafft - , als er mir davon erzählte.
Sein erster Satz allerding war der Vorwurf, warum seid ihr gestern nicht
gekommen? Tja nun, da hatte die Mutter wohl erneut etwas falsch interpretiert. Denn
ich hatte sie zwei Tage zuvor angerufen und ihr gesagt, dass wir am
Dienstagnachmittag voreikämen. Aber egal. Ich war sehr besorgt. Mein Vater
meinte, er hätte dann den Notarzt gerufen und sie hätten Jimmy ins Krankenhaus
gebracht. So weit, so gut.
Kurz darauf rief mich der Sohn vom Krankenhaus aus an, wir sollten
ihn doch abholen, respektive gleich wieder mitnehmen, wenn wir am Nachmittag nach
Neuhaus zur Physio fahren. Überrascht hattte mich das nicht. Er tat es bereits
mehrere Male, dass er in solchen Fällen einen Zettel unterschrieb und sich
selbst, auf eigene Gefahr entließ. Gut. Meinetwegen. Jedoch war ich so
aufgebracht, wegen der Sorgen um meinen Vater, dass ich gleich mit ausstieg –
wir mussten ihn sofort des Zuckerspiegels wegen nach Hause fahren – um mit ihm
zu reden, denn ich hatte ihm schon einige Male nahegelegt, sein leben doch zu
ordnen, was er bis hierher nicht wirklich tat. Dazu gehört meiner Meinung nach –
Als Diabetiker! – ein einigermaßen geregelter Tag mit gleichermaßen regelmäßigem
Essen, das, wenn möglich, nach Einheiten ausgerechnet werden muss. Ebenso
andere Freunde, die weniger mit Problemen aller Art belastet sind. Wegzulassen
wäre gleichermaßen der Konsum von allerlei Tabakwaren u.ä. Sein gesamtes Denken
ist mitnichten konstruktiv,….eher recht destruktiv, und daraus entstehen
schließlich Handlungen. Also, summa summarum, er müsste sein Leben komplett ändern und es
schien mir wieder einmal ein guter Anlass zu sein, ihm dies klar zu machen.
Nur,…..ER sah das halt anderes. Gut, ich verstehe, dass er in diesem Zustand
der Unterzuckerung nichts für seine Handlungen kann. Mag sein. Aber, man müsste
doch zumindest bestrebt sein, solch‘ Situationen zu vermeiden. Aber nein, man
sitzt mit der Meinung oben auf, hat natürlich mit allem recht, wird noch aggressiv
und despektierlich und führt sich auf. Was blieb mir da noch als zu gehen.
Späterzu rief ich die Eltern an und erkundigte mich, wie es dem
Vater ging. Die Mutter nahm ab, sagte, dass der Vater Kopfschmerzen hätte und
sein Arm täte ihm weh. Ich erwähnte ihr gegenüber dann noch, dass ich meinem
Sohn nahegelegt hätte, sich doch besser eine Wohnung zu suchen, was auf
Unverständnis stieß, was ich am Tonfall meiner Mutter bereits bemerkte. (Da
kommt noch was nach, dachte ich so, wo sie sich doch ohnehin immer wie eine
Glucke verhallt und ich nichts richtig machen kann.)
Am Tag darauf rief der Sohn nach dem Mittag an und meinte, er hätte
mit dem Opa geredet und der hätte nichts weiter gesagt. Es ginge ihm doch gut.
Der vehemente Vorwurf von ihm kam, warum ICH (und wohl auch der Jörg) das denn
alles so „aufbauschen“ würden. Es wäre doch gar nichts weiter passiert. Da ist
mir zum ersten Mal das Gesicht eingeschlafen…….aber gut.
Gleich darauf rief ich meine Eltern an, um nachzufragen, was denn
nun mit dem Vater sei und….wieder war die Mutter dran. Sie relativierte das
Geschehene und meinte, dem Vater ginge es gut. Ein wenig einreiben hätte
gereicht. Geschlafen hätte er auch und als ich ihn sprechen wollte, war das Fernsehprogramm
wichtiger. Ob ER nun nicht mit mir sprechen wollte, oder ob SIE ihn mir einfach
nicht gab – was wahrscheinlicher ist! – kann ich nicht sagen. Ich erwähnte dann
noch in meinem Unverständnis ihres Verhaltens gegenüber, dass es doch
gefährlich sei für sie beide, wenn immer wieder so etwas geschähe. Darauf wurde
nicht weiter reagiert und sie meinte dann nur noch sinnfrei und themenwechselnd,
der Junge müsse doch etwas essen. Fragezeichen?...meinerseits.
Späterzu rief ich noch einmal den Sohn an und meinte nur, dass es
mir von nun an wohl gleichgültig sein müsse und dass ich mich zukünftig
zurückhalten werde, was auch immer geschieht, was natürlich schwirig ist
innerhalb der Familie. Mögen sie doch meinetwegen alle leben, wie sie lustig
sind und mich……am besten damit in Ruhe lassen. Kümmere ich mich nicht um deren
Belange, was ja schließlich doch schon die Familie ist, geht es mir in jedem
Fall besser. Denn, es ist eh gleich WAS ich tue, es ist immer falsch in den
Augen meiner Mutter. DAS (ihre Erwartungshaltung) war schon immer…..das
Problem, sowie die Schuldzuweiseungen.
So, und jetzt genug davon. In jedem Fall hatte ich eine Zeit lang
schon ein unangenehmes Gefühl, was nicht hätte sein müssen. Es hat mir auf der
Seele gelegen, vor allem meines Vaters wegen.
Ja, da ist immer wieder die Schuld, welche die Mutter gerne zuweist,
oder erneut etwas nicht richtig getan zu haben, so…..wie es immer war. Die
alten Muster brechen eben doch noch gelegentlich durch, wenn es um Sachen
innerhalb der Familie geht. Aber ich arbeite daran..........
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