Tagebucheintrag vom Freya-Tag, den 19. August 2022
Es ist
abends, nein, schon nachts, aber war ich nicht gerade erst aufgestanden? Wohin
ist dieser Tag verschwunden? Gefühlt zwischen Nebelschleiern und Vergessen,
zwischen unbemerkt rasender Zeit in der ich still gestanden hab‘. Womöglich die
konzentrierte Arbeit am Computer, als ich die Aktualisierung meiner Festplatte am
vollziehen war? Oder war es eine Art von Stillstand, wie in Erwartung von uneinschätzbarem
Ungemachs, das da kommen konnte?
Schon meine
Nacht und die Träume waren vom Abend davor gezeichnet, von dem, was geschehen
war. Völlig unerwartet kamen Diskussionen und Streitigkeiten auf, die mich in
den Schlaf begleiteten. Und in Erwartung des bisher noch nicht Beendeten und
Unausgesprochenen, torkelte ich in angespannter Haltung durch diesen Tag…..wohlweislich
mich ablenkend und meinen Kopf beschäftigend und als hätte ich es gewusst, prasselte
all‘ das nicht Gesagte vom vorhergehenden Abend auf mich ein. Es musste
ausdiskutiert und abgeschlossen werden. Kommunikation ist zumeist doch alles was zählt, die
ich am Abend vorher jedoch schlussendlich verweigert hatte, da mir die Aufregung vor dem
Schlafengehen zu viel geworden war. Dennoch flammte das gleiche Gespräch wieder
auf, sobald der Gegenpart aufgestanden war. Bis dahin lief ich wie auf dünnem
Eis, nicht wissend, wann es bricht und……es brach, sobald der Gegenpart seinem
Bett entstiegen war.
Da waren Vermutungen,
Meinungen und Vorstellungen, die weit auseinander lagen. Scheinbar verstand
keiner den Anderen, aber dennoch waren Ahnungen da. Beschuldigungen, Vorwürfe, Rechtfertigungen,
ganz subtil verpackt in lauten Worten. Aber dennoch fehlte die erhellende
Substanz, das Warum, weshalb solch‘ Diskussion überhaupt entstanden war. Wo war
die Ursache dessen, was offenbar nicht ausgesprochen werden konnte? Deshalb stellte
ich Vermutungen an, nur gedanklich, nicht wirklich sprechend, da ich nicht noch
Öl ins Feuer gießen wollte. Denn irgendwie schien mir dieses Wortgefecht schon
lange im Gegenüber lagernd. Da hatte sich so viel aufgestaut, Ärger von der
Arbeit und wer weiß was noch, was sich nun seinen Weg nach draußen bahnte und
ich, die nur die Botin war, die, die zwischen den Stühlen saß und nur
vermittelte, vor allem nicht alles wissen konnte, was da vor sich ging, wurde
DIE, der das alles um die Ohren flog. Der Sündenbock, der von allen Seiten angegriffen
wurde. Schon der Sohn war recht ungehobelt, am Tag zuvor. Aber dann, so unerwartet
aus den Reihen hinter einem……..das Beil, das fällt? Phhhhuuhhhh……
Nun ja,
nachdem alles ausgesprochen, wehte der Wind der Erleichterung in mir. Jedoch
war der Weg dorthin nicht einfach. Vor allem das darauf Warten, ob die
Diskussionen nun weitergehen, oder ob sie doch beendet war. Das Warten auf die
Bombe, die womöglich erneut gezündet wird.
Wie der
Tiger im Käfig, sich beschäftigend und dabei die Zeit vergessend, trieb ich
durch den Tag, der so rasch verging, daß ich es kaum bemerkte. Alles hat dazu
beigetragen. Das versuchte, lange Schlafen am Morgen, daß bei Weitem nicht
gelang, weil ich des nachts Träume vom Geschehenen hatte und dann noch etwas
Sonderbares, was vorher noch nie so war. Da schrie mich im Traume jemand an, so kurz bevor ich des nachts aufgewacht bin. Im Grunde war es etwas
Belangloses, das Wort, das geschrien wurde. Ich hatte die Rosinenbrötchen seit
Tagen unangerührt im Schrank in einer Dose liegend…..vergessen. Nun, irgendwer
brachte sie mir im Traum in Erinnerung. Ich bin dann gleich aufgestanden,
automatisch, fast wie in Trance, ging in die Küche und nahm die Dose aus dem
Schank, sodass ich die Rosinenbrötchen nicht erneut vergessen konnte. Eigenartig.
Nicht wahr. Danach folgten wieder Träume von dem Streitgespräch am vergangenen Abend, bis ich gegen sechs vom Motorengeräusch des LKW’s aufgewacht bin. Ich
stand auf, schloss das Fenster und legte mich wieder hin. Unruhig war dann der
Schlaf gewesen und nicht tief. Aber ich wollte…..schlafen…..und
da das Mittagessen schon beizeiten kam, aß ich gleich die Pommes von der
Morassina…..zum Frühstück auf. Dann die Beschäftigung des Hirns am Computer,
als ich bemerkte wie mein Kopf erneut die absolvierten Diskussionen vom Vorabend
rekapitulieren und neu beleben wollte. Ich war es einfach müde, darüber
nachzudenken!
Und jetzt....ist alles wieder gut.....(?).......Das Leben muss ja weitergehen.........wurde mir irgendwann einmal gesagt............
Anmerkung:
Um was ging es da im Groben? – Um das Geld des Vaters, welches er Jörg überwiesen hatte, um alles (Apotheke etc.) zu bezahlen. Ebenso um den Sohn. - Auch beanspruche und brauche ich nun wirklich nichts Besonderes. Gleichwohl zu meinem Geburtstag nicht, in der kommenden Woche. Zu Besuch kommt so wie so niemand - und muss auch keiner kommen! - und Kuchen muss ich auch nicht kaufen. Ich hebe mir DEN vom Versand auf. Mehr muss es nicht sein. Ich bin genügsam.
(Das ist ein Post, recht privat, zugegeben, und.....nur so….zwischendurch, wo ich mir alles von der Seele schreibe, was mich im Inneren so bewegt…………nichts weiter.)
Ein tolles Nebelfoto...und: ja so bleibt manches im Nebel, und wenn dann was geklärt werden sollte, artet es aus - was eben keine wirkliche Klärung bringt.
AntwortenLöschenIch kenne zum Glück solche "Diskussionen" hier überhaupt nicht, mit meinem Schatz...aber naja, es hängen halt auch keine weiteren Personen mehr mit dran. Das macht vieles einfacher und entspannter.
Und seinerzeit in meinem Elternhaus - da wurde überhaupt nix diskutiert, denn es gab ja nie Probleme ;)
Höchstens Despotismus, alles untern Teppich kehren und ansonsten Türenknallen, tagelanges vorwurfsvolles Schweigen - das war auch sehr bedrückend. Aber etwas zu sagen - von mir als Kind - brachte es auch nicht voran. Damals hab ich übrigens entschieden, nie zu heiraten...
Liebe Grüsze
Mascha
Liebe Mascha,
AntwortenLöschen………das Nebelfoto ist schon älter. Von der Zeit, als wir noch in Neuhaus wohnten. Ich hatte es nur Inhaltsbezogen herausgekramt. Wir wohnten damals auf der Kuppe des Berges im dritten Stock eines Wohnblockes. Da hatte man eine so wundervolle Aussicht, daß ich immer sagte, daß ich gar keinen Fernseher brauch‘. Frühs um fünf bin ich im Sommer oft schon mit der Kamera auf den Balkon gerannt, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Das war, ach….seufz………
Jetzt wohnen wir wieder im Tal. Da ist der Himmel nur ein knapper Ausschnitt vom Vorherigen, wo ich gut 30 km in die Ferne schauen konnte.
Ich bin nicht verheiratet, aber Jörg und ich sind nun mittlerweile dreißig Jahre zusammen. Damals hatte ich nicht heiraten wollen, weil ich meinte, daß ich mich, als kranke Frau, niemand ans Bein binde, sodaß derjenige jederzeit auch gehen kann. Der Jörg ist geblieben, obwohl……phhuuu,….ich nach vier ein halb Jahren zu Beginn (wo cih noch nicht krank gewesen war), mit ihm Schluss gemacht hatte , weil ich meinte, mich noch einmal verlieben zu müssen, was aus heutiger Sicht natürlich Blödsinn war. Als ich dann krank geworden bin, ins Krankenhaus kam, hatte ich mit Jörg noch so la, la Kontakt und meine Mutter meinte damals – die einzig richtige Entscheidung, die sich für traf – ich solle doch den Jörg anrufen und ihm zum Geburtstag gratulieren, was ich dann auch tat und siehe da, am nächsten Morgen stand der Jörg an meinem Krankenbett, nachdem er wer weiß wie lange gefahren war, von Weißenfels runter. Na ja, und DA wusste ich, DAS kann nur „der Richtige“ sein. Denn die meisten Männer lassen eine gerade in so einer Situation mal ganz schnell fallen und der Jörg kam zurück, obwohl…….na ja.
Allerdings war es dann auch nicht ganz so einfach mit ihm. Er hatte auch so seine Allüren, wo er meinte daß er jede paar Monate aus unerfindlichen Gründen aufbrausen, streiten und seinen Müll bei mir abladen kann und ich hätte das einfach hinzunehmen, was mich letztendlich nicht gesünder gemacht hat. Und während der Jörg „lernte“ wie Beziehung geht und erkannte, daß ihm das Glückshormon fehlt (was er letztendlich gelegentlich auf chemische Weise zusetzt, wenn er’s bemerkt), hatte ich MS Schübe und letztendlich verlor ich damals, vor 18 Jahren die erste Brust. Aber ich will nicht sagen, daß es allein an ihm gelegen hat. Da war der Medikamenten-Cocktails, welchen mir die Ärzte verpassten, der letztendlich ebenso dazu beitrugen wie Impfungen vor wer weiß wie viel Jahren, als Spätfolge. Denn ich las damals, daß eine Frau in Dortmund ein Gerichtsverfahren durchgekämpft hat, wo sie nachweisen konnte, daß die Tetanus-Impfung die Ursache der MS gewesen war und da begann ich zu rechnen und kam auf jeweils 20 Jahre….nach solch‘ einer Impfung, wo ein wirklich immenser Schub auftrat. Aha!
Nun, ich vermute, daß niemand von uns allen frei ist von vergangenem Müll, der vor allem im Elternhaus passierte. Die Menschen, auch unsere Eltern und Großeltern waren und sind doch alle traumatisiert (was auch genauso benachrichtigt war). (Krieg etc.) Und ja, Schweigen kann auch bedrückend sein. Das hatten meine Eltern auch manchmal drauf, nur kamen sie damit nicht wirklich weit, weil ich als Kind so wie so immer draußen unterwegs gewesen war und in solch‘ Fällen aß ich dann auch bei den Nachbarskindern zu Abend.
Huch,….jetzt hab‘ ich Dich aber ganz schön lange aufgehalten………smile
Liebe Grüße und ich wünsche Dir noch recht schöne Tage weiterhin…….
Rosi