Freitag, 4. März 2022

Schlimmer geht immer - Zusammenfassung……………..

 


Freya-Tag, der 04. März 2022

Tagebuch – Gedanke   
 
Es sieht nicht gut aus. 
Heute Morgen ruft mich der Vater an – nur gut, dass ich früher aufgestanden war – und sagt, dass ich rüberkommen soll, er hätte den Krankenwagen gerufen. Der Sohn hätte wohl die ganze Nacht gewütet, um Unter- oder Oberzucker. Flur und Kammern wären durchwühlt und alles runtergeworfen, auf dem Boden verteilt. Also gut, ich in die Schuhe und Jacke an und rüber gelaufen so rasch es mir möglich war und da sah ich auch schon den Krankenwagen stehen vorm Haus.
Eine junge Frau frage mich gleich nach Vorerkrankungen und in solchen Situationen ist mein Kopf mit zunehmendem Alter irgendwie wie leergefegt, wo ich nicht einmal das Geburtsdatum weiß. Sie fragte nach Vorerkrankungen und natürlich hätte ich Borderline sagen müssen, aber erinnerte mich nur noch an Burnout. Ein Amtsarzt während einer Untersuchung im Arbeitsamt hatte das vor Jahren festgestellt.

Ich bin dann ins Haus gegangen und sah schon im Flur sämtliche Sachen auf dem Boden liegen. Von Papierrollen, über geöffnete und ausgelaufene Flaschen bis hin zu Kleidung und Bettwäsche. Er war nicht in seinem recht schlimm aussehenden Zimmer, – zum Glück ist der neue Fernseher noch ganz!!! – sondern saß oben bei den Eltern auf der Couch mit nur einem Slip begleitet. Der Vater sagte mir später dazu, dass der Sohn nackt gewesen war und er ihm zumindest einen Slip angezogen hätte.

Der Sohn selbst war nicht wirklich ansprechbar. Er faselte Eigenartiges und zu stehen vermochte er ebenfalls nicht. Ich ging dann und suchte zumindest eine Hose und ein Sweatshirt, dass er sich mit Mühe überzog. 
Als dann die Ärztin kam wurde diskutiert, was denn nun mit ihm passierte, denn der Zucker war exorbitant hoch, nicht mehr meßbar. – Der Vater hatte dem Sohn noch Zucker gegeben. Er konnte ja nicht wissen,…… - Andererseits wusste die Ärztin auch, dass er nie mitgegangen war und wohl auch nicht wollte. Man machte dann noch einen „Corona-Test“, der positiv war und schon stoben alle „Helfer“ davon und zogen sich ihre „Ganzkörperkondome“ über. Die Ärztin fragte mich, was nun mit uns als „Kontaktpersonen“ – klingt wie zu düsteren Zeiten vor 90 Jahren!!! -  wäre. Ich winkte nur ab und sagte, wir seien allesamt „genesen“, was nicht gelogen war.  
Nach einigem Hin- und Her hat man ihn letztendlich doch mitgenommen und ich war froh, dass ich zumindest noch seine Krankenkarte fand, die der Sanitäter verlangte. Da er nicht in der Lage war zu gehen, legte man ihn in eine Art Tuch und trug ihn die Treppen hinunter zum Krankenwagen.
Ich blieb dann noch eine Weile bei den Eltern und versuchte ein wenig mit aufzuräumen. Wir redeten dann auch über die Mutter, aus deren Beinen das Wasser lief, während sie versuchte in der Küche hin und her zu gehen. Der Vater war noch nicht dazugekommen sie zu verbinden. 
Bisher hatten die Eltern stets darauf bestanden alles alleine zu tun und zu regeln. Nur im Notfall, wenn mein Vater nicht weiterkam, fragte er dann den Jörg. Nur ist es jetzt so, dass er mit der Pflege der Mutter eigentlich völlig überfordert ist. Und dann auch noch…..“solche Begebenheiten". 
In jedem Fall versuchte ich ihn auf einen Rollstuhl hinzuweisen und er will auch mit der Krankenkasse darüber reden. Denn er alleine ist so wie so nicht mehr wirklich in der Lage die Mutter zum Arzt zu bringen. Sie kommt die Treppen weder rauf noch runter. Nach Lösung wurde bisher kaum gesucht, weil er einfach nicht dazu kommt und ihm auch noch von der Telefongesellschaft das Telefon abgestellt worden ist. Nur ein Glück, dass ihm der Jörg ein Handy gegeben hat. Sonst hätte er nicht einmal einen Krankenwagen rufen können.

Den Weg in die Wohnung versuchte ich wieder zu rennen, denn ich erinnerte mich daran das Fenster offen gelassen zu haben und so war es auch. Die Heizung war angesprungen und lief und lief……. Verdammt!

In jedem Fall musste ich mich dringlichst beruhigen UND etwas essen, weil ich noch nicht einmal gefrühstückt hatte. Auch dann kam ich nicht zur Ruhe. 
Wie ein Tiger im Käfig lief ich im Zimmer/in der Wohnung umher und überlegt. Der Sohn hatte doch noch nicht einmal Stümpfe an oder ein Handtuch dabei. Was tun? In seinem Zimmer, in seinem Schrank konnte ich nichts finden und ein andere war zugeschlossen. Nun gut, es lassen sich sicher die nötigsten Dinge zusammentragen. Einen Kulturbeutel und vielleicht ein paar Sachen vom Mann, damit er zumindest etwas Anzuziehen hat.

Der Mann hat Nachschicht und als er gegen zwei Uhr aufgestanden war, erzählte ich ihm alles. Danach rief ich im Krankenhaus an, wo man mir sagte, dass sie zurückrufen werden und dass er auf der Intensivstation sei.

Zwei Stunden später klingelte das Telefon. Man sagte mir, dass der Zucker so derart hoch gewesen sei, dass man ihn nicht mehr hätte messen können. Zudem war er dehydriert und man hätte ihn vorübergehend an die künstliche Niere angeschlossen. In jedem Fall wäre er außer Lebensgefahr. Er würde im Augenblick auch nichts an Kleidung benötigen. Besuchen könnte ich ihn. Aber wie(?),….das ist noch unklar, weil ich das dem Vater nicht zumuten kann und der Mann muss arbeiten. Wir werden sehen……

Morgenfrüh gegen neuen soll ich dann noch einmal im Krankenhaus anrufen. Vielleicht sagt man mir dann, wie es weitergeht…...mit ihm. Aber es steht immer noch die Frage, wie ich nach Sonneberg kommen soll, um ihm zumindest ein paar Sachen zu bringen.

 

P.S.: Und noch Etwas,……der Arzt am Telefon sagte, wenn das öfter passiert, würde er nicht mehr lange leben………………………………..

 

3 Kommentare:

  1. Alles ein bissel zuviel (was heiszt hier: ein bissel?!?) und ich weisz ja nicht wirklich, was los ist, aber solche schrecklichen Auswirkungen von Diabetes hab ich noch nie gehört/gelesen. Meist kann man doch mit Spitzen/Medis und Ernährung viel machen - geht das in dem Falle nicht?
    Älter werden wird auch leicht zur Last der anderen...insofern bin ich erleichtert, das Problem mit meiner Mutter nun nicht mehr zu haben.
    Du selbst bleibst da wieder auf der Strecke -
    LG Mascha

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  2. Liebe Mascha,
    der Sohn hielt und hält sich nicht an ein geordnetes Leben MIT dem Zucker. Mit 15 Jahren hat man es bei ihm diagnostiziert. Jetzt ist er 36 Jahre alt. Pi mal Daumen wird gespritzt und gegessen. Nächte werden zum Tag usw. Falsche Freunde und was sonst noch so für „Mist“ dazu gehört, was ich nicht offen schreiben kann. Borderliner obendrein. Sein Leben ist ihm anscheinend egal. Da ist keinerlei Einsicht vorhanden. Sogar jetzt nicht, nach diesem Schlag, wo man ihm klargemacht hat, dass er fast gestorben wäre. Wie kann man da noch helfen? Mit ihm zu reden ist auch ganz schlecht. Da kommt nicht „Gescheites“ außer „Sprüche“. Genau SO sieht es unverblümt aus.
    Ich hatte immer so gehofft, dass er sich noch besinnt, vor allem nach so einem Schlag wie Diesem. Aber nein, er will sich schon wieder selbst entlassen, wo er gerade mal aus der Intensivstation heute rausgekommen ist.

    Mit den Eltern wird es immer schwerer und es fängt jetzt erst richtig an. Gestern ist die Mutter nachts hingefallen und ich musste um Mitternacht noch mal rüber laufen zum Haus, weil mich der Vater angerufen hatte. Wir haben es zu zweit nicht geschafft und den Nachbar noch dazu geholt, der glücklicherweise gerade von der Spätschicht gekommen war.
    Im Augenblick scheint es sich halt zuzuspitzen………..und wo es endet,……ist eigentlich ganz klar. Nur bis dahin…..?????
    Liebe Grüße
    Rosi

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    1. Ach menno, halt die Ohren steif und: ich wünsch Dir etwas Ruhe, wenigstens am Sonntag.
      LG Mascha

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